Seinem Stern folgen

Kinder vom Grundschulverbund Bonhoeffer – Heinrich pflegen den Kontakt zu ihren Lese-Omas und Lese-Opas in St. Bruno

Die Gebäude vom Seniorenzentrum St. Bruno und dem Grundschulverbund (GSV) Bonhoeffer – Heinrich liegen einander an der Memelstraße in Schloß Neuhaus gegenüber.

Aus dieser nachbarschaftlichen Nähe ist 2004 ein gemeinsames Projekt entstanden: Lese-Omas und -Opas. An zwei Tagen in der Woche besuchten Kinder der Grundschule die Seniorinnen und lasen gemeinsam mit ihnen. Diese Leseförderung war für beide Seiten stets bereichernd!

Im Jahr 2018 mussten sich die Kinder und Erwachsenen des GSV dann vorerst von ihren Lese-Omas und -Opas verabschieden, da die Schule von Innen komplett erneuert wurde und die Schulgemeinschaft in der Zeit des Umbaus in Container-Module im Schlosspark ausweichen musste.

In diesem Sommer waren alle Baumaßnahmen abgeschlossen und die Schule konnte in ihren Standort an der Memelstraße zurückkehren. Mittlerweile sind dort alle gut angekommen und fühlen sich wohl in ihrem „Schulpalast“. Auch der Kontakt zum Seniorenzentrum wurde schnell wieder hergestellt. Das gemeinsame Lesen muss jedoch noch warten. Aufgrund der Corona-Pandemie ist ein Besuch der Kinder ausgeschlossen.

Gelesen wird im GSV aber natürlich weiterhin. So lasen die Kinder des 4. Jahrgangs in der Projektwoche (30.11.- 4.12.) beispielsweise viel Interessantes über ihr Thema „Das Weltall“: Planeten, Sterne, Mond und die Raumfahrt kamen in den Klassenraum. Am letzten Projekttag ging es kurz vor dem zweiten Advent um die Frage nach dem Weihnachtsstern.

Im Religionsunterricht drehte sich im Anschluss alles um das Bilderbuch „Sternenbote. Eine Weihnachtsgeschichte.“ Darin verknüpft der Autor Reinhard Ehgartner aus der Perspektive des kindlichen Ich-Erzählers das Weltraum-Thema mit Familienbeziehungen und der Weihnachtsgeschichte. Ein wundervoll poetisches Buch mit himmlischem Layout und fantastischen Bildern von Linda Wolfsgruber (erschienen im TYROLIA-Verlag). In der Mitte des Buches heißt es dort: „Wenn einem ein Stern ganz besonders leuchtet, soll man ihm folgen.“ Und am Schluss: „Aufbrechen und seinem Stern folgen?“  

Das war der Impuls. Die Kinder der Religionsgruppe wollten aufbrechen. Der Stern blieb für sie über dem Seniorenzentrum stehen. Sie wollten zu Sternenboten für die Nachbarn werden, die doch weiterhin diese sehr massiven Einschränkungen durch die Pandemie erfahren müssen. Zu jeder Textseite des Buches wurde ein Bild nachgestaltet, sodass eine große handgemachte Ausgabe entstand. Außerdem sollte jeder Bewohner eine kleine weihnachtliche Bastelarbeit erhalten. Eine kleine Krippendarstellung fürs Fenster sollte es sein.

Dann kam die Aufhebung der Präsenzpflicht in den Schulen und auf einmal fehlten Zeit und Kinder. Aber der Stern strahlte weiter und es wurde zu einem Projekt der ganzen Schule: Was von einer kleinen Gruppe angestoßen wurde, fand am Ende Vollendung durch die Schulgemeinschaft. Das Arbeitsmaterial stand im Lehrerzimmer und viele nahmen sich die Zeit, um für die Bewohnerinnen des Seniorenzentrums zu basteln. In nur zwei Tagen waren die 80 Minikrippen zum Aufhängen fertiggestellt. Buch, Gruß und Minikrippen wurden mit großer Freude verschenkt und empfangen.

„Seinem Stern folgen?“ Auf jeden Fall.

Von Stefanie Geerligs-Reifert

 

Erschienen ist dieser Zeitungsartikel am 18.12.2020, Westfälisches Volksblatt: